„Ohne Glauben wäre alles Kokolores“

Manchmal reicht ein Satz, um berühmt zu werden. Im Fall von Willi Lippens war es die Antwort auf die Ermahnung des Schiedsrichters: „Ich verwarne Ihnen!“ – „Ich danke Sie!“ Dafür gab es für den heute 75-jährigen Fußballspieler die rote Karte. Eingeplant war das nicht. „Das ist mir so rausgerutscht“, erzählt er.

Dass Lippens mit seiner Meinung nicht hinter dem Berg hält, zeigt sich auch beim Thema Glauben. 

„Ohne Glaube wäre alles sinnlos, würde ich sagen. Das Leben ist vergänglich, und wenn man nicht glaubt, dass es irgendwas gibt nach dem Tod, wäre alles Kokolores“, ist er überzeugt.

Und er findet deutliche Worte für Fußballspieler, die ihren Glauben demonstrativ zur Schau stellen. „Das ist nicht angebracht, finde ich, wenn sich Fußballspieler bekreuzigen vor dem Spiel. Das finde ich total affig! Wenn ich beten will, dann mache ich das für mich.“

Lippens legt Wert auf einen direkten Draht zu Gott. „Wichtig ist, dass man sich mit dem mal unterhält und den Tag Revue passieren lässt.“ Mit der Beichte, vor allem bei Kindern, kann er sich nicht so recht anfreunden. „Du konntest dem Priester doch nicht alles erzählen“, erinnert er sich. „Der saß da im Beichtstuhl, was der wohl gedacht hat… Auf dem Dorf ist das ja auch unser Religionslehrer gewesen – der durfte zwar nichts sagen, aber als Kind hast du das ja gar nicht einschätzen können, dass der Schweigepflicht hatte.“

 

 

Eines steht deshalb für ihn fest: „Ich bin der Meinung, man muss nicht dem Priester erzählen, was da los ist, sondern dem da oben. Wenn ich dann abends im Bett liege, da weiß ich ja genau, was ich tagsüber gemacht habe. Wenn man sich dann ne Viertelstunde Zeit nimmt und Kontakt aufnimmt und da um Verzeihung bittet, dann ist das besser als im Beichtstuhl zu sein“, ist Lippens überzeugt.

Es gab in seinem Leben aber auch Momente, in denen er gezweifelt hat. „Es gibt Dinge, wo man sich sagt, das kann nicht sein, dass Gott das zulässt, die lassen einen dann doch schonmal zweifeln“, bekennt er. Beispielsweise, als sein ältester Sohn gestorben ist. „Das sind Dinge, die ich nicht in Einklang bringen kann.“

Dennoch ist er überzeugt, dass der Glaube das Leben sinnvoll macht. „Das wär ja sonst eine weggeworfene Zeit. Dann hat man zwar gelebt, aber das kann es ja nicht sein.“ Stattdessen solle man versuchen, sein Leben gut zu gestalten. „Wir sind ja nunmal Menschen und Fehler machen wir alle. Es gebe bei jedem auch eine dunkle Seite, aber wichtig sei, „dass man zum Schluss geradeaus gegangen ist und dass man alle Leute so akzeptiert wie sie sind. Jeder hat seine Fehler und man muss immer bemüht sein, den anderen zu verstehen.“

von Gers Hülsmann